Start-ups, die Cloud-Infrastrukturen nutzen, haben den Zugang zu denselben Services und Technologien wie grosse globale Unternehmen. Es kann schnell skaliert werden, Ressourcen können nach Bedarf hinzugefügt und wieder entfernt werden und es muss nur für die genutzten Dienstleistungen gezahlt werden. Die Set-up-Kosten bei Cloud-Angeboten sind überschaubar, ein Datacenter und physische Infrastrukturen wie Server und Netzwerkkomponenten werden nicht benötigt und müssen also nicht vor dem ersten verdienten Franken angeschafft werden. Den gerade bei Start-ups ist das Kostenmanagement entscheidend, der Bezug von Dienstleistungen im klassischen Kaufmodell würde in vielen Fällen das Budget sprengen.
Die Standardisierung der Schnittstellen ermöglicht eine Integration in eigene oder von anderen Start-ups entwickelten Anwendung mit geringem Entwicklungsaufwand und einer kurzen Durchlaufzeit. Der Best-of-Breed-Ansatz ist wieder gefragter, und es sind meistens Start-ups, die solche Produkte herstellen und anbieten. Dank Communitys und neu gebildeten Ökosystemen ist die Integration von verschiedenen Anwendungen dank Standardisierung schnell und kostengünstig realisierbar. Unterstützt wird dies ebenfalls durch Automatisierungsplattformen, die hunderte Integrationen bereits als Template anbieten.
Sicherheitsaspekte
Ein Start-up kann sich – wie jedes Unternehmen – keine Sicherheitsvorfälle leisten. Die Reputation ist schnell dahin, und der Aufbau einer nachhaltigen Kundenbasis ist infolge des Vertrauensverlustes nur noch schwer zu realisieren. Die grösseren Cloud-Service-Provider stellen komplette Sicherheitskonzepte und -technologien mit vorgefertigten Use-Cases zur Verfügung und unterstützen bei Bedarf auch mit Expertenteams. Sehr interessant ist ebenfalls die Automatisierung von Sicherheitsaufgaben: So kann Zeit gespart und können menschliche Fehler reduziert werden.
Bei Datendiebstahl oder Fehlverhalten durch eigene Mitarbeiter nützt jedoch auch das beste extern gerichtete Konzept und die aktuelle Technologie wenig. Zur Verhinderung dieser Delikte und Fehler sollte ein Start-up deshalb ein wirksames internes Compliance und Change Management einsetzen. Wird mit besonders schützenswerten Daten gearbeitet (etwa im Gesundheitswesen), braucht es eventuell auch ein Pre-Employment-Screening.
Gegen staatliche Akteure, die ebenfalls Interesse an den Daten des Start-ups zeigen könnten, hilft das vielleicht noch nicht in letzter Konsequenz, zumindest wenn diese alle Hebel in Bewegung setzen. Ein guter Anfang für einen Start-up ist es aber allemal.
Die Vertrauensfrage
Start-ups befinden sich also in einer guten Ausgangslage, mit dem Einsatz von Cloud-Technologien etablierten Konkurrenten Marktanteile streitig zu machen.
An einem muss jedoch noch gearbeitet werden: Das Vertrauen der Kunden in der Schweiz in die Cloud ist nach wie vor verhalten, auch wenn ein Sinneswandel langsam bemerkbar wird. Themen wie Datensicherheit, Datenschutz, fehlende oder ungenügende SLA und die Verfügbarkeit der Cloud-Anbieter und deren Services sind allgegenwärtig und werden im Ereignisfall kontrovers diskutiert. Hier besteht Aufklärungsbedarf, denn unbelegte Aussagen wie "Cloud-Anbieter betreiben eine modernere und sicherere Infrastruktur als die meisten Unternehmen inhouse" nützen da nur wenig. Der Beleg in Form von Success-Storys und vor allem Markterfolg ist hier geeigneter.
Viel Arbeit für die Start-ups
Es gibt also viel zu tun für die Start-ups. Die Geschäftsidee muss realisiert und das Vertrauen der Kunden gewonnen werden. Das funktioniert nur, wenn von Anfang an Datensicherheits- und Datenschutzkonzepte erarbeitet und auch umgesetzt werden. Verständliche Service Level Agreements müssen vorliegen. Das ist viel Arbeit, insbesondere wenn die eigene Lösung mit Lösungen anderer Start-ups oder Anbieter integriert wird, es sich also um geteilte Verantwortung in der Cloud handelt. Denn der Best-of-Breed-Ansatz hat (ausser den vielen Vorteilen) auch Nachteile: Es muss vermieden werden, dass die Schuld an Problemen hin und her geschoben wird. Das Start-up muss sich klar als Ansprechpartner positionieren, sich für die Lösung verantwortlich zeigen und sämtliche Diskussionen mit seinen Partnern so führen, dass der Kunde nicht involviert wird. Denn für ihn gibt es nur eine Lösung, nämlich die, die er vom Start-up bezieht. Alles andere interessiert ihn nicht.
Schutz und Sicherheit wird immer allgegenwärtiger, die Auswirkungen der Automatisierungen bei nicht vorhersehbaren Incidents kritischer. Vorschriften, Sicherheitsmassnahmen und Kontrollen sind ein Muss und können fast nur noch mit automatisierten Systemen durchgeführt werden. Hier gilt es, umsichtig zu agieren, um nicht in eine Sackgasse zu laufen. Die Umsetzung von Compliance-Management, Sicherheitskonzepten und Sicherheitstechnologien sind unerlässlich, dürfen aber auch nicht zum Selbstzweck werden, hier gilt es, den goldenen Mittelweg zu finden.
Fazit
Start-ups, die auf Cloud-Services setzen, gehen den richtigen Weg: Ressourcen nach Bedarf, hohe Sicherheitsstandards, Integrationsmöglichkeit und eine hohe Skalierbarkeit sind zu überschaubaren Kosten erhältlich und ermöglichen es, die Geschäftsidee schnell zu verwirklichen. Man darf jedoch nicht vergessen, dass einem das Vertrauen der Kunden nicht einfach zufliegt, auch wenn das eigene Produkt den Nerv der Zeit trifft und die Anforderungen erfüllt. Denn noch herrscht in vielen etablierten Unternehmen eine "Burggraben-Mentalität", wo das Unternehmensnetzwerk mit grossem Aufwand geschützt wird und mit selbst entwickelten Lösungen auf Legacy-Systemen die volle Kontrolle gewährleistet scheint. ------------------------------------------------------------------------------------------
Mit dem Event "Start-up – Cloud als Chance" will Eurocloud Swiss den Start-ups eine Plattform bieten, ihre Idee mittels eines Best-Practice-Erfahrungsaustausches mit einem interessierten Publikum zu teilen. Andererseits soll mit dem Event aufgezeigt werden, welche Kreativität und Schaffenskraft aus der Cloud entstehen kann. Im Rahmen einer Podiumsdiskussion möchte Eurocloud Swiss den Erfahrungsaustausch mit erfolgreichen Start-ups hinsichtlich Herausforderungen und Chancen bei der Wahl und Nutzung von Cloud-Diensten beleuchten.
Die Veranstaltung richtet sich einerseits an Jungunternehmen und Firmen, die neue Geschäftsmodelle auf Basis der Cloud realisieren möchten oder beabsichtigen, Teillösungen über die Cloud als integralen Bestandteil einer Gesamtlösung zu nutzen. Andererseits an ein interessiertes Fachpublikum und Firmen, die Cloud-Lösungen im Einsatz haben und sich austauschen möchten sowie Interesse an einem Meet & Greet mit Start-ups haben. Herbstevent von Eurocloud Swiss am 29. Oktober 2020 Eröffnungs-Keynotes von Primo Amrein (Micrososft) und Marcel Dopple (Swisscom) Wann: Donnerstag, 29. Oktober 2020, Programm von 16.00 – ca. 18.30 Uhr Wo: Online auf www.hopin.to Zum Schluss besteht noch die Gelegenheit, sich Online weiter zu vernetzen. Der Anlass ist kostenlos und wird von Swico offeriert.